Menu

user_mobilelogo

Meine Trainingsrucksäcke Die Vorgeschichte

Mein Bruder Martin wird sich kaum daran erinnern. Es war nach dem Fürstenfelder Triathlon im August 2007. Er und unsere Neffen Wolferl und Mäxxi waren im Juli desselben Jahres Eisenmänner beim Kärntner Ironman geworden. Auf seine Frage, ob und wann ich einen Ironman absolvieren würde, antwortete ich mit : " Bis zu meinem 55-er." Der Gedanke daran verflüchtigte sich aber in den nächsten Monaten. Der erforderliche Trainingsaufwand und vor allem 3,8 km in einem Stück zu Schwimmen erschien mir unvorstellbar.

Zusätzlich hatte ich nach den vielen Laufjahren erste Anzeichen von Abnützungen, die Hüfte bereitete mir zunehmend Probleme und Schmerzen in der rechten Achillessehne bei den Longjoggs drückten auf die Motivation. Als sich aber herausstellte, das keine wirklichen Schäden vorhanden waren, und der Orthopäde "muskuläre Dysbalancen" diagnostizierte, atmete ich erleichtert auf.

Nach einigen Stunden beim Physiotherapeuten wusste ich, was zu tun war. Ich trat der Sportunion Favoriten bei und begann regelmäßig die Gymnastikstunde "Bauch-Bein-Po" zu besuchen. Die Bauchmuskeln entwickelten sich, der Rücken wurde lockerer und die Beschwerden wurden geringer. Zusätzlich war ich über eine Klientin meiner Frau auf "Holistic Pulsing" gestoßen. Dabei wird der Körper durch pulsierende Bewegungen in Schwingungen versetzt, Blockaden gelöst und Körper, Geist und Seele in Gleichklang gebracht. Ich war nun wieder beschwerdefrei und die Freude am Laufen, die zwar immer gegenwärtig, aber doch etwas gesunken war, nahm wieder zu.

Der Klick

Und dann das Schlüsselerlebnis, der sogenannte "Klick". Wolferl, unser Webmaster, kündigte an unsere Homepage (http://www.wolkorunning.com) einzustellen. Zwar sind wir ein unkonventioneller und kleiner Laufverein, die Homepage war aber wichtiger Bestandteil unserer „Corporate Identity“ geworden. Ich beschloss mir das erforderliche KnowHow anzueignen und mit neuem Design und aktueller Technik die Wartung zu übernehmen.

Beim "Einpflegen" der alten Berichte stieß ich dann auch auf die Schilderungen von Martin, Wolferl und Mäxxi über ihren Ironman Kärnten 2007. Ich war ergriffen und der Wunsch auch das Gefühl zu spüren nach 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,2Km Laufen die Ziellinie zu überqueren begann sich in meinem Hirn auszubreiten.

Der Test

Der Triathlon in St. Pölten über die Halbdistanz im Jahr 2010 war der 1 Meilenstein.. In 22 Trainingswochen wollte ich soweit sein, die Strecken von 1.9km Schwimmen, 90km Radfahren und 21,1km Laufen unter 6 Stunden zu schaffen und dann in meinem Körper reinzuhören, ob ich mir die Langdistanz vorstellen könnte. Zugleich war durch das Antreten auch ein Voranmelderecht für den Ironman Kärnten 2011 verbunden.

Als Erstes organisierte ich mir eine Schwimmtrainerin und begann einmal pro Woche mit im Stadthallenbad zu üben. Diese Stunden werde ich so bald nicht vergessen. Ich staunte über die vielen Technikübungen und hatte große Mühe mit deren Koordination. Aber nach einigen Wochen entwickelte ich doch ein Gefühl für Wasserlage, Beinschlag und Armzug und freute mich in einem Stück 500 Meter schwimmen zu können.

Mein 18 Jahre altes ausgeleiertes  Rennrad funktionierte ich zum Statdrad um, und ich wurde stolzer Besitzer eines KTM Strada 5000, um mich sofort bei den ersten schönen Frühlingstagen in den Sattel schwingen zu können und den eintönigen  Stunden am Ergometer zu entfliehen. Beim Laufen blieb es beim Standardprogramm. Dienstag Intervalltraining und anschließend gemütlicher Lauftreff im Prater, Freitag 10km im flottem Tempo und Sonntag ein Longjogg zwischen 20 und 30km. Ich trainierte wöchentlich zwischen 8 und 10 Stunden und war erstaunt darüber, wie gut ich das Training gut verkraftete.

Der Triathlon in St. Pölten war ein tolles Erlebnis. Ich war bis ins Ziel hochmotiviert, nie an meinen Grenzen und finishte in 5 Stunden und 33 Minuten. Nun galt es noch die Zustimmung meiner Frau Klaudia für die Anmeldung zum Ironman einzuholen. Es war mir klar, dass ein Jahr Training in gleichbleibender Intensität großes Verständnis der Familie und ein sehr gutes Zeitmanagement erfordern würde. Klaudia war wenig überrascht, so etwas ähnliches hatte sie erwartet, ihre Begeisterung für mein Projekt aber trotzdem zurückhaltend. Der Zug war für mich aber nicht mehr aufzuhalten. Ich meldete mich an, gönnte mir noch ein paar Regenerationswochen und am 7. Juli 2010 startete ich mit meinem Training für den Ironman Kärnten 2011.

Die Visionierung (festgeschriebn am 10. Juli 2010)

Ich werde den Kärnten IRONMAN 2011 absolvieren. Es ist ein Wunsch, welchen ich schon länger mit mir herumtrage und der seit Dezember 2009 konkret ist. Als Test habe ich den Half-Ironman in St. Pölten 2010 absolviert und es war ein wunderschönes Erlebnis. Ich bin überzeugt bei konsequentem Training die Distanz schaffen zu können. Ich bereite mich ein Jahr darauf vor, verliere Familie, Beruf und soziale Kontakte aber nicht aus dem Focus. Eine gute Partnerschaft ist Voraussetzung für dieses Ziel. Ich lasse die unnützen Dinge des Lebens weg und gestalte die Trainingseinheiten im Einklang mit meinem Familienleben. Ich freue mich auf den Wettkampf.

Das Trainingsjahr

Der Start

Start war die 2. Juliwoche 2010. Das wir da gerade auf Zakynthos urlaubten war kein Hindernis. Ich lief noch vor dem Frühstück ein paar Kilometer und schwamm 2 x täglich , während meine Familie entweder noch schlief oder am Pool relaxte. In Österreich zurück nutzte ich die noch langen und warmen Sommertage für meine Radausfahrten und fuhr am späten Nachmittag öfters mit Sohn Manuel ins Höpflerbad, welches aufgrund des Sportbeckens zu meinem bevorzugtem Freibad für das Schwimmtraining geworden war.

Im Herbst begann ich auch wieder an meiner Kraultechnik zu arbeiten. Zuerst musste eine neue Schwimmtrainerin her. Julia hatte keine Zeit mehr und empfahl mir Anna, mit der ich nun regelmäßig im Amalienbad übte. Ich nutze auch noch die letzten schönen Herbsttage, um mit dem Rennrad meine Runden im Wienerwald zu drehen, ehe ich zum Ergometer wechseln musste.

Trainingsplan

In der Zwischenzeit hatte ich auch schon ein paar Triathlonbücher verschlungen und die Trainingsprogramme studiert. Für einen Hobbyathleten sind sie aber alle ungeeignet. Es erscheint mir wichtig, das Training selbst zu gestalten, auf das Feedback des Körpers zu hören und das Training darauf abzustimmen.

Yoga und Holistic Pulsing

Wichtige Ergänzung meines Trainings waren die Chi-Yoga-Stunden von Trixi (http://www.sportunion.at) und die Holistic-Pulsing-Stunden von Waltraud geworden. Chi Yoga baut auf wellenförmige fließende Bewegungen auf, während beim Holistic-Pulsing der Körper in Schwingungen versetzt wird. Die Ansätze sind verschieden, das Ziel ident : Blockaden im Energiefluss zu lösen und Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Meine Entscheidung auf die Kraftkammer zu verzichten und auf Yoga/Pulsen zu setzen war richtig. Beides wäre zeitlich nicht möglich gewesen. Zusätzlich habe ich Techniken für mein Körperbewußtsein kennengelernt, die ich sicherlich auf für mein weiteres Leben nutzen werde.

Wintertraining

Das Wintertraining bedeutete eine zusätzliche Herausforderung. Kurze Tage, eingeschränktes Training im Freiem und oft bei Dunkelheit. Fixpunkte waren da das Intervalltraining vor dem Lauftreff am Dienstag, das Schwimmtraining Samstag ab 7 Uhr im Amalienbad und der wöchentliche Longjogg am Sonntag ab 6 Uhr. Die restliche verfügbare Zeit füllte ich, je nach Möglichkeit und Gefühl, mit weiteren Schwimm-, Ergo- und Laufeinheiten auf.

Radfahren in Zypern

Ein Highlight war dann die Zypernradwoche im März. Trotz mäßigem Wetter war ich hochmotiviert und tat nichts anderes als Radfahren, Schwimmen, Laufen, Essen und Schlafen und … es machte bis zum letztem Tag Spaß. Auch deshalb, weil auch die sozialen Kontakte nicht zu kurz kamen, und ich viele schöne Erinnerungen an die Radausfahrten,  Kaffepausen und Plauderien mit Gleichgesinnten habe.

Die letzten 3 Monate

Ab April konnte ich mit den Radausfahrten beginnen, eine wichtige Komponente, um die Wettkampfernährung zu testen, den Sattel gewohnt zu werden und die Ausdauer zu verbessern.

Die Teilnahme beim VCM Halbmarathon brachte etwas Abwechslung in den Trainingsalltag und der letzte Test war dann der Triathlon in St. Pölten über die Halbdistanz. Ich brauchte zwar ein paar Minuten länger als ein Jahr davor, aber das erklärt sich durch die schwierigen Windverhältnisse und das heiße Wetter.  Im Juni habe ich nochmals die langen Einheiten forciert. Bis zu 6 Stunden am Rad und anschließend eine Stunde laufen oder 3 Km Schwimmen standen am Programm.

Jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zum Wettkampf. Seit voriger Woche reduziere ich zunehmend Trainingsumfang und Intensität. Am Dienstag war ich beim Lauftreff und habe mir noch Tipps von Martin und Mäxxi geholt. Das Gespräch hat mir sehr gut getan und meine sich ausbreitende Nervosität etwas eingedämmt.

Eines steht jetzt schon fest. Das Projekt 55 ist ein Erfolg. Ich habe nicht nur für den Triathlon trainiert, sondern dabei auch vieles für mein weiteres Leben gelernt. Unnützes wegzulassen und seinen zu Körper spüren. Und ich bin topfit, einige Kilo leichter und die Schlafstörungen sind wie weggeblasen.

Der Countdown

Ich werde den Wettkamp genießen, hochkonzentriert und motiviert sein, und bis in die letzte Muskelfaser hinein alles aktivieren, was ich mir den letzten Monaten aufgebaut habe. Ich glühe. Und ich werde ab 3. Juli 2011 ein Eisenmann sein. Und am 16. Juli 2011 werde ich 55 Jahre.