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 Letzte Chance 2022

Sportliche Ausdauer habe ich beim Halbmarathon 2021 bewiesen, nicht jedoch beim Einhalten einer konsequenten Laufroutine seither. Als ich beim Surfen zufällig auf den Berliner Silversterlauf stoße, der glücklicherweise mit einem Berlinausflug kollidiert, schien ich eine weitere von vielen Chancen zu bekommen, meine Faulheit zu überwinden.

Grillmeister und Haie

Ich jogge dicht gedrängt den abgegrenzten Bereich entlang und passiere die Startmatte. Ich versuche die Intimspähre des italienischen Grillmeister vor mir nicht zu verletzen, dessen Körper quasi ausschließlich von einer Schürze bedeckt ist. Der regnerische Vortag beschert all jenen, die wert auf trockene Laufschuhe legen, einen Hindernisparcour auf dem feuchten Waldboden. Bei Kilometer 2 erreiche ich meine Nominaltemperatur und empfinde tiefes Mitleid mit dem Mitläufer im Hai-Onsie. Es hat 15°C. Das Kostüm wird sich während des Laufes wohl noch in ein wahres Schweißaquarium verwandeln. Die Strecke verläuft auf idyllischen, zunehmend trockenen Waldwegen und so manche Spaziergängerin schaut verdutzt, als ein kontinuierlicher Strom an Läuferinnen und Läufern ein Weitergehen verunmöglicht. Kinderaugen erfreuen sich an den bunten Kostümen und würdigen mein plumpes Laufoutfit nur mit einem gelangweilten Blick. Ich versuche etwas schneller zu laufen als gewöhnlich. Spätestens beim Anstieg des Teufelsberg falle ich auf mein Ausdauertempo zurück. Triumphierend passiere ich die Fahrradstaffel des Rettungsdienstes, die ihren vollgepackten Sanitätsdrahtesel schiebend fortbewegt. Hehe.

Die Strecke verläuft interessant und ich genieße den Rhythmus. Gegen Ende verwandelt sich der liebliche Waldweg zu einer mehrspurigen Asphaltstraße. Der beflügelnde Läuferstrom ist nunmehr ausgedünnt und Passanten schlendern nur noch nebenher, anstatt unsere sportliche Leistung zu bestaunen. Ich wähle eine Pacemakerin und bleibe ihr auf den Fersen. Ich hatte eigentlich noch mit ein paar Kilometern gerechnet, aber der Zieleinlauf war bereits um die Ecke.

 

Foto: Jakob Reindl

Meine Reisegruppe, Florian, Jakob und Stefanie jubeln mir zu und ich sprinte in großen Schritten über die Matte. Florian überreicht mir das mitgebrachte Ottakringer um meinen Elektrolythaushalt wieder auszupegeln. Mein Pfannkuchen/Berliner/Donut wird aufgrund tierischer Inhaltsstoffe meinen Freunden zur Verfügung gestellt. Es hat unheimlich Spaß gemacht. Bei einsamen Läufen zu früher oder später Stunde vergisst man leicht, die vielen vielen anderen Läuferinnen und Läufer, die dieses Vergnügen teilen. Man ist also nicht wirklich alleine wenn man sich frühmorgens in die Laufgarnitur zwängt.

 

Foto: Jakob Reindl

 

Dann hoffe ich einmal dass dieser Gedanke bei den sportlichen Ambitionen in 2023 hilft.