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Die Idee

1976 hat mein Vater mit 50 Jahren mit dem  Laufsport begonnen und  mich,  als damals 12-Jährigen, mit dem Laufvirus angesteckt. Heuer habe ich dieses Alter erreicht, daher wollte ich mit dem Finishen des „Austria Race Across Burgenland Run“ meine Dankbarkeit gegenüber meinen Eltern und dem Laufsport, der mir viele schöne Stunden geschenkt hat, zeigen.

Die Vorbereitung

Im Februar 2013 begann ich  intensiv mit dem Training und nach dem warmen Sommer und einigen Kreislaufproblemen nach den Trainingseinheiten zweifelte ich daran, dieses Projekt positiv zu Ende führen zu können. Ich forcierte deshalb das Mentaltraining und schöpfte dadurch wieder neue Zuversicht und Kraft.
Im Februar dieses Jahres ließ ich einen Gesundheitscheck durchführen und stellte mich der schon lange fälligen Venenoperation. Nach zwei Wochen begann ich wieder mit dem Lauftraining. Im Mai standen der Welsch Marathon, der 12h Lauf in Vogau und im Juni der 100km Lauf im Prater als Vorbereitungsläufe am Programm. Den 12-Stunden Lauf in Irdning brach ich vorzeitig ab. Ich fühlte mich ausgelaugt und leer.

Ab diesem Zeitpunkt holte ich mir Rat von Otto Peischl, dem Veranstalter des Austria Race Across Burgenland, der auch Finisher vieler Marathons und Ultras  (106 x Marathons, 13 x 100km, Spartathlon, …)  ist. Nach 2 Regenerationswochen nahm ich das Training wieder auf und übte auch öfters in der Nacht die langen Läufe.  Ich begann den großen Tag herbeizusehnen und den Zieleinlauf in Kalch zu visionieren.

Der Vortag

Bei der Anreise nach Kittsee fuhren wir mit dem Auto den Großteil der Strecke ab und ich konnte mir nicht vorstellen, diese Distanz laufen zu können. Am Abend war dann die Startnummerausgabe und ich unterhielt mich blendend mit den übrigen 7 Startern. Das eine oder andere Cordon Bleu wurde noch verspeist und wir wünschten uns gegenseitig alles Gute. Auch die Frau Bürgermeisterin Dr. Gabriele Nabinger aus Kittsee war gekommen und sagte dem Veranstalter zu, für das Jubiläumsrennen im Jahre 2015 die Werbetrommeln zu rühren.

Der Sponsor

Der Renntag

Um 04.30 Tagwache, um 05.00 Uhr Frühstück. Ich war sehr nervös und hatte zu tun, alles an Ausrüstung und Kleidung an den richtigen Platz (=Körper)  zu bringen. Neffe Wolferl überraschte mich mit seinem Erscheinen, ich freute mich sehr.

Kittsee – Eisenstadt  57km

Vor den Start noch ein Gemeinschaftsfoto und pünktlich um 06.00 Uhr der Startschuss.  Um nicht zu schnell loszulaufen, kontrollierte ich bis zum 1. Checkpoint mit meiner Garmin das Tempo. Den Vorschlag von Michael, mit einem Schnitt von 5:20min/km zu beginnen, lehnte ich dankend ab. Die ersten 5km plauderten wir untereinander, aber dann musste ich die erste Pinkelpause einlegen. Somit fiel ich auf den  6. Platz zurück. Hinter mir die zwei französischen Ultras. Ich spürte meinen rechten Oberschenkel, aber nach einer Weile verflüchtigte sich der leichte Schmerz. 

Obwohl ich keinen Hunger hatte, aß ich reichlich  Riegeln und Bananen  und trank ausgiebig. Meine Betreuer Mäxxi und Stefan fuhren mit dem Auto immer ein paar Kilometer vor und versorgten mich dann immer mit gefüllten Trinkflaschen.  Ich hatte mir ganz fest vorgenommen viel zu essen und zu trinken. Bis ins Ziel wurden es über 30 Pinkelpausen.

Nachdem auf dem ersten Teilstück starker Verkehr herrschte, versuchte ich so oft  wie möglich auf den Neben- und Radwegen zu laufen. Kurz vor Eisenstadt überholte ich dann Johann T., plauderte kurz mit ihm, verlor ihn aber dann aus den Augen. Er musste dann zwischen Eisenstadt und Oberpullendorf aufgeben. Beim ersten Checkpoint in Eisenstadt genoss ich die Suppe von Christa und behandelte meine nun schon schweren Füße mit meinem Scanner. Ein kurzes Plauscherl mit den Organisatoren und Ultra Andreas und weiter ging  es.

Eisenstadt – Oberpullendorf 104 km

Kurz nach Eisenstadt, die problemlos zu durchlaufen war, begab ich mich kurz in die Büsche. Muss auch sein. Es begann zu regnen und die entgegen kommenden Autos mit ihren Wasserfontänen forderten meine volle Konzentration. Vorsichtig sein und aufpassen, dass nichts passiert , waren meine Gedanken.  Ich begann, mich intensiv mit meinem erlernten Mentaltechniken zu beschäftigen, versuchte auch zu meditieren und machte mir auch bewusst, wie dankbar ich mit meinem bisherigen Leben sein konnte.

Vor dem Sieggrabner Sattel tauchte Frank mit seinem Rennrad auf und begleitete mich über den Berg. Ab dem Steilstück ging ich. Frank lenkte mich mit Themen wie Familie und Fußball ab. Ganz oben angekommen teilte er mir mit, dass es nun die 10km bis Weppersdorf  bergab gehe. Das gab mir zwar Mut, aber trotzdem wurden die Füße schwerer und schwerer. Es waren noch  14km bis zum nächsten Checkpoint, es regnete  immer noch und ich begann damit zu spekulieren nur mehr bis zum 3. Checkpoint Kohfidisch  zu laufen.

Mein Betreuerteam schien meinen „Durchhänger“ zu spüren und Mäxxi wartete dieses mal nicht beim Betreuerauto, sondern lief mir entgegen und sprach mir Mut zu. Das lenkte mich ab und endlich tauchte dann der lang ersehnte Checkpoint auf.  Die Spaghetti und das Plaudern mit den Organisatoren und Läufern war wiederum willkommene Abwechslung. Inzwischen war mein Freund und Masseur Henry aufgetaucht. Er massierte meine Beine, merkte die Beinlängendifferenz und brachte meinen Körper wieder ins Lot.  Zwei weitere Ultras gaben in Oberpullendorf auf, nun waren nur mehr vier Läufer im Rennen.

Oberpullendorf – Kohfidisch 154km

Als Zweitplazierter verlasse ich Oberpullendorf . Aber für mich geht es ums Finishen. Es regnete immer noch, Henry bemerkte meine wieder aufkeimenden Motivationsprobleme und begleitete mich nun mit dem Rad. Er begann auch den Verkehr zu regeln, um mir freies Laufen zu ermöglichen, aber nicht alle Autofahrer verhielten  sich rücksichtsvoll. Wir plauderten über Fußball und ich freute mich über den Sieg meiner Lieblingsmannschaft Admira.  Nebenbei hörte ich noch Radio. Die Pinkelpausen häuften sich, aber das war mir egal. 

Bei ca. 125km nach Weißenbachl kam dann wieder ein steiler Berg, den ich gehend bewältigte. Lieber vorsichtiger sein und ja keine Krämpfe bekommen war die Devise. Beim Wegweiser Goberling/ Altschlaining  nahmen meine Betreuer mit dem Auto die falsche Abzweigung, Henry und ich waren richtig. Besser als umgekehrt.

Strobl Daniel im Organisationsfahrzeug fuhr bei uns vorbei und erzählte, dass die beiden französischen Läufer  sich getrennt hatten. 18 Stunden waren wir schon unterwegs und ich verspürte Lust auf einen kräftigen Kaffee.  Christa fuhr sofort los, Steeve versicherte mir, dass es nur wenige Minuten dauern würde, aber erst nach einer Stunde tauchte sie wieder auf. Ist ja nicht so einfach im tiefsten Burgenland um Mitternacht Kaffee zu bekommen.
Nun übernahm Steeve die Fahrradbegleitung.  Mentales Arbeiten war wieder angesagt, um die 3. Checkpoint Station zu erreichen.

„Ich laufe leicht und locker, ich schaffe es, ich laufe voller Freude durch das Ziel“ sagte ich mir immer wieder vor, dazu das Ziel in Kalch vor den Augen. Um 4:45 erreichten wir Kohfidisch.  Lauffreund Peter war hier der Kontrolleur. Essen, plaudern, massieren, den Körper wieder in Gleichklang bringen. 4 Läufer waren noch im Rennen, der drittplazierte Franzose war eine halbe Stunde hinter mir.

Kohfidisch – Jennersdorf 199 km

Endlich hörte der teilweise kräftige Regen nach 14 Stunden auf.  Beim Weglaufen verspürte ich einen leichten Schüttelfrost. Warum habe ich die nasse Kleidung nicht gewechselt, dachte ich mir. Nun begleitete mich Mäxxi  und versuchte mich mit allerlei Tratsch abzulenken.

Ich war nun seit 24h unterwegs und hatte ca.  160km erreicht.  Ich kämpfte und plagte mich. Henry wollte mich zum schnellerem Laufen motivieren, aber es ging nicht mehr.  Blasen an den Fußsohlen durch die Nässe und Schmerzen. Ich ging zwischendurch und Henry versuchte immer wieder mich anzutreiben, zusätzlich  spielte er mir am Handy „Atemlos“ von Helene Fischer vor. In Güttenbach kam mir mein Betreuerteam entgegen und wir wechselten die Kleidung und Schuhe.  Eine Massage und frischer Kaffee putschten mich wieder auf.

Ich war nur mehr 21km von meinen Heimatort Heiligenkreuz entfernt, Morgenlicht und trockenes Wetter, was will man mehr. Die dunkle Nacht mit dem Regen war überstanden.  In Güssing begleiteten  mich  zusätzlich 2 Jugendfreunde  und feuerten mich kräftig an . Wir gönnten uns eine kleine Pause. Henry begleitet mich nun laufend bis Jennersdorf.

Zwischen Güssing und Neustifter Berg überholte uns die Polizei und fragte bei meinen Betreuern nach, was diese zwei Wahnsinnigen den  so vor haben. Am Neustifter Berg kam uns eine Jugendfreundin entgegen und fragte nach, wann ich Heiligenkreuz eintreffe.  Sie meinte, die Fans warten schon alle auf mich. Natürlich kam da Freude auf und meine Füße bewegten sich viel schneller. In Neustift fand gerade ein Frühschoppen statt und ich dachte, das uns entgegen kommende Feuerwehrauto der FF Heiligenkreuz werde ihre Insassen zum Frühschoppen bringen. Aber nein, sie feuerten mich kräftig an und erwarteten mich dann in Heiligenkreuz.

Vor dem Feuerwehrhaus in Heiligenkreuz wurde mir ein toller Empfang bereitet. Mein Betreuerteam wurde mit Ham & Eggs versorgt. Ich genoss den Rummel und die aufmunternden Worte, aber dann lief ich wieder los, so gut es eben ging.  Um 13 Uhr erreichten wir Jennersdorf, den letzte Checkpoint : Essen, Trinken, Ablenken und Massieren, viele bekannte Gesichter, aufmunternde Worte und brennende Muskeln, aber das Ziel rückte näher.
 
Jennersdorf – Kalch 218km

Ab  nun begleitete mich Steeve. Bei der Polizeistation fotografierte mich ein Polizist und erkundigte sich, wie lange wir schon unterwegs seien. Beim Kreisverkehr  vor St. Martin wartete meine Schwester Mary und Schwager Stefan auf mich. Auch Bruder Hans und Renate waren angereist und feuerten mich an.

Ab der 33 Stunde begannen uns die um 9 Uhr in Kitsee gestarteten Radfahrer zu überholen. Sie feuerten uns alle an. Die Strecke zog sich wie ein Kaugummi und ich sehnte das Ziel herbei. Auf der letzten Steigung, dem Neuhauser Berg , überholte mich mein Bruder Frank, der beim Radrennen gestartet war. Wenige Kilometer vor dem Ziel feuerten mich auch Cousin Georg mit seiner Freundin Nora an. Frank kam mir noch mit dem Rennrad entgegen und dann  war es endlich soweit.

Die letzte Kurve und dann … tauchte das Ziel auf. Alle versammelten sich im Ziel und feuerten mich auf den letzten Metern an. Genuss pur und Gänsehaut. Ich applaudierte zurück und als Erster umarmte mich Rennleiter und Berater Otto Peischl.  Alle Freunde und Bekannte gratulierten mir. Meiner Christa war anzusehen, dass ihr ein großer Stein vom Herzen gefallen war.

Ein Traum ist wahr geworden. Mit dem Feuerwehrauto chauffierte man mich zur Dusche, danach legte ich mich ein paar Minuten in die Wiese. Die Freude war groß und im Festzelt Bombenstimmung. Die Siegerehrung wurde etwas verschoben, um auch noch den drittplazierten Franzosen beim Zieleinlauf feiern zu können.  
Zuerst erfolgte die Siegerehrung der Radfahrer, jeder wurde aufgerufen und erhielt eine Medaille und ein T-Shirt. Dann die Siegerehrung der Läufer in einem sehr würdigen Rahmen mit bewegenden Worten der Veranstalters und des Bürgermeisters.

Danke an

  • Christa, die mich bei allen Vorbreitungswettkämpfen und auch bei vielen Trainingsläufen (mit dem Rad ) begleitet hat und während des Rennens für warmes Essen und frischen Kaffee gesorgt hatte.
  • Mäxxi (Chaffeur), Steeve (Fotograf), Henry (Masseur), die mich streckenweise radelnd und laufend begleiteten
  • alle Verwandten, Bekannte und Freunde, die mich unterstützt und mir die Daumen gehalten haben
  • den Veranstaltern Otto Peischl und Ing. Hans Rauer mit dem MSC Rogner Blumau
  • die FF Heiligenkreuz, die mir einen so tollen Empfang bereitet hat
  • die Gemeinde Kalch mit ihrem Bürgermeister Helmut Sampt und die FF Kalch, die den Läufern und Radfahrern einen so tollen Rahmen geboten haben
  • und Danke an meine Eltern, die sicherlich von oben zugeschaut haben.

Beim Jubiläumsrennen 2015 werde ich organisatorisch einen Checkpoint übernehmen und die Läufer und Radfahrer anfeuern. Ich freue mich schon. In diesem Sinne: Keep on Running  

Homepage des Veranstalters : Austria Race Across Burgenland