Sonntag 31. 08. 2014 5Uhr. Der Wecker klingelt. Mein erster Blick in die Whatsapp Timeline, in welcher der KM-Stand meines Bruders Martin gepostet wird. In der Nacht hat es heftig geregnet und er befindet sich gerade in St. Michael bei KM 165. "Nur" mehr ein Marathon postet Mäxxi. Unglaublich.
28 Radfahrer starten um 9 Uhr in Kittsee, um zum ersten Mal die 218 Kilometer im Rahmen eines Radrennens zu absolvieren und als Rahmenprogramm den Ultraläufern einen würdigen Rahmen und mehr Zuschauer zu bieten. Ich mittendrin.
Es ist nebelig, aber angenehmes Wetter und die ersten Kilometer geht es in der Gruppe flott dahin. Wir werden von 2 Motorradfahrern begleitet, die alle neuralgischen Verkehrspunkte sichern, sodass wir alle Kreisverkehre zügig durchfahren können. Erstklassiges Service und großes Lob an die Veranstalter.
Als Triathlet bin ich es eher gewohnt solo zu fahren und das Rad an Rad fahren in der Gruppe erfordert meine ganze Konzentration, ich genieße aber das flotte Tempo.
Ein paar Kilometer vor dem Sieggrabner Sattel gibt es die zweite Pinkelpause, alle warten zusammen, noch hat niemand Lust alleine wegzufahren. Und plötzlich bin ich Gruppenerster und fühle mich natürlich verpflichtet auch einmal Führungsarbeit zu leisten. Als ich mich wieder zurückfallen lasse, beginnt der Anstieg und plötzlich habe ich den Anschluss verloren. Da hätte ich "durchbeißen" und in der Gruppe bleiben müssen, werde ich mir dann später denken.
Nach dem Sieggrabner Sattel geht es bis Operpullendorf leicht fallend, in der Zwischenzeit haben 2 Fahrer zu mir aufgeschlossen und wir passieren gemeinsam die Verpflegungsstelle. Beim nächstem Hügel fallen sie wieder zurück, ich warte wieder bis sie aufschließen, aber beim nächstem Anstieg verliere ich sie endgültig.
Zwischendurch nieselt es leicht und auch der leichte Gegenwind bremst mich ein bisschen ein, aber meistens liege ich am Aerolenker und fühle mich gut und mit zunehmender Kilometerzahl steigt auch die Zuversicht, das Tempo halten zu können. Im Ziel werden 31,7km/h am Tacho stehen.
Bei Kilometer 124 und kurz nach Weißenbachl folgt die zweite größere Steigung über das Günser Gebirge, ab dann führt die Strecke leicht wellig ins Südburgenland. Hier kenne ich jedes Dorf und Straßenecke und als nächstes Highlight taucht die Burg Güssing auf. Es hellt zunehmend auf und beim letztem Streckenabschnitt bis Kalch bricht auch die Sonne hervor.
Kurz nach Güssing steht auch meine Gattin Klaudia und feuert mich kräftig an. Zusätzliches Adrenalin um die letzten Kilometer zu meistern. Auf den letzten Kilometern und nach dem letzten Anstieg vor Neuhaus passiere ich dann auch meinen Bruder Martin, der nun mehr wenige Kilometer ins Ziel hat und seit 33 Stunden unterwegs ist.
Nach meiner Zieleinfahrt in Kalch fahre ich Martin noch entgegen und kann ihn noch ein paar Meter begleiten. Einfach schön. In Kalch wird Ihm dann ein würdiger Empfang begleitet, Otto Peischl, der Veranstalter und auch passionierter Ultraläufer umarmt Ihn als Erster. Alle freuen sich, das ein weiterer Südburgenländer diesen härtesten Ultralauf Österreichs gefinisht hat.
Das Radrennen ist ein ausgezeichnetes Rahmenprogramm für diese unglaublichen Leistungen der Ultraläufer und der Veranstalter hofft, beim Jubiläumsrennen nächstes Jahr noch mehr Teilnehmer anzulocken. Verdient hätte er es sich allemal.
Eine tolle Veranstaltung, abseits von Massen, Abzocke und Lotterien um den Startplatz. Ein selbstloser Otto Peischl mit vielen engagierten Helfern und dem MSC Rogner Blumau als Radveranstalter. Chapeau !
Ergebnis
Franz Wolkowitsch 218KM in 6:55 (31,5km/h) Rang 20