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Als mich meine Frau mit dem Auto von Wien zum Start nach Kittsee bringt, registriere ich zufrieden den schwachen Südwind. Die Prognosen hatten ja kräftigen Gegenwind voraus gesagt . Gegenüber dem Vorjahr sind schon mehr Teilnehmer am Start, aber ca. 40 Radfahrer sind noch immer eine sehr kleine Zahl für ein Radrennen, sorgen aber für entspannte Atmosphäre. Noch wenige Minuten vor dem Startschuss kann man gemütlich aufs Klo gehen und es gibt kein langes Anstellen und Drängeln im Startbereich.

Vom Start weg bin ich in eine  10-Manngruppe und  optimistisch das Tempo mithalten zu können. So lang wie möglich den Anschluss zu halten ist mein oberstes Ziel. Es sind ein paar erfahrene Radfahrer dabei, die versuchen Ordnung in unser Fahrverhalten zu bringen. Es dauert aber eine Zeitlang bis alle verstehen, wie man bei diesen Verhältnissen effizient fährt : In einer Zweierreihe und mit permanentem und raschem Wechseln an der Spitze. Der Südwind ist stärker geworden und mir ist klar, das es heute besonders wichtig sein wird, in der Gruppe zu bleiben. 

Am Sieggrabner Sattel ist es mit dem Windschattenfahen vorbei, aber dieses mal gelingt es mir in der Gruppe zu bleiben, voriges Jahr hatte hier ja meine Solofahrt begonnen. In der Zwischenzeit brennt die Sonne kräftig auf den Asphalt und ich bin froh 2 Wasserflaschen zu haben, da die Labstellen doch bis zu 40km auseinander liegen. Nach der Bergwertung beginnt eine leicht abfallende Strecke und ich bin optimistisch. Etwas irritieren mich die leichten Krämpfen in den Oberschenkeln. Nach Operpullendorf nehmen diese zu, ich bin nun häufig am Ende des Feldes und habe Mühe den Anschluss zu halten. In Pieringsdorf ist es dann soweit. Ein Stich im rechten Oberschenkel zwingt mich zum Absteigen, um den Krampf raus zu dehnen. Nun bin ich solo, eine Situation, die ich bei diesen Wetterbedingungen unbedingt vermeiden wollte.

Über den Geschriebenstein wird es richtig hart für mich. Das ständige Ankämpfen gegen die Krämpfe zermürben mich und ich beginne zu zweifeln ins Ziel zu kommen. Ich würge an meinen Haferflockenriegeln, trotz Wasser schiebt sich der zähe Brei im Mund herum und ich spucke einen Teil wieder aus. Noch 100Km denke ich mir, mit garantiertem durchgehenden Gegenwind und 35 Grad. 

Ich habe nun nur immer das Erreichen des nächsten Ortes im Fokus und bei der Labe in Kohfidisch mache ich ausgiebig Rast und treffe auf einen weiteren pausierenden Teilnehmer, dem seine Zehen immer wieder „einschlafen“ und sie "reanimieren" muss. Wir fahren nun gemeinsam weiter und durch die Führungswechsel fällt das Vorankommen wieder leichter. 

Nach Jennersdorf muss ich Ihn aber auch ziehen lassen. Er hat noch Power in den Beinen, ich bin leer und muss auf einen rhythmischen leichten Tritt achten. In Jennersdorf feuert mich auch Bruder Martin und Christa an, ab nun fahren sie immer wieder ein paar Kilometer mit dem Auto vor und warten dann auf mich, um mich zu „pushen.“ 

Und dann endlich der letzte Anstieg vor Neuhaus am Klausenbach. Die restliche Strecke bis Kalch ist eben. Nach fast 9 Stunden erreiche ich das Ziel, war also 2 Stunden länger unterwegs als letztes Jahr. Trotz der schwierigen Bedingungen eine enttäuschende Zeit. Stolz bin ich darauf, nicht aufgegeben zu haben. Kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so am Limit war. Nach der Siegerehrung treffen dann auch noch die beiden Franzosen ein, die die Strecke laufend absolviert haben. Rührende Szenen, als sie sich nach der Ziellinie glücklich und mit Tränen in den Augen in die Arme fallen. Großes Kino!

Großes Lob an den Veranstalter MSC Rogner Bad Blumau, an die Organisationschefs Gerald Zettl und Otto Peischl und allen Helfern. Großartige Veranstaltung.

Homepage des Veranstaltung : Austria Race Across Burgenland 

Ergebnisse : My Race Result