Menu

user_mobilelogo

Als ich gegen 10 Uhr im Prater auftauche, ist mein Bruder Martin schon 4 Stunden laufend unterwegs und nähert sich der Marathonmarke. Locker und routiniert spult er die Kilometer herunter. Ich begleite ihn laufend 2 Runden und versuche ihm die Zeit kurzweilig erscheinen zu lassen. Nicht immer mit dem richtigem Thema. Als ich ihn frage, wo er seine Muskeln am stärksten spürt, bittet er mich das Thema zu wechseln. Das ist ja die Kunst bei den langen Distanzen, die schmerzenden übersäuerten Muskeln wegzudenken.

Und einen leichten "Knall" braucht man auch, wird 2 Tage später meine Nichte Nina meine Erzählungen vom Ultralauf kommentieren.

 

Der 2,5 Km Rundkurs führt von der Höhe Stadionparkplatz Richtung Lusthaus und dann nach einem Kilometer über das Heustadelwasser in einem leichtem Bogen zurück zum Start. Martin erzält mir von seinem unlängst besuchtem Motivationsseminar und über den Vortrag von Wolfgang Fasching, der Race Accross America 3 mal gewonnen hat.

"Du schaffst was du willst" ist einer seiner Slogans. Und wenn man, so wie mein Bruder Martin, das "Race Across Burgenland"  laufend finishen will, muss man sich schon ausreichend mit Motivationsstrategien beschäftigen. 216 Km sind da zu absolvieren. Mir sind schon 50 Km zu weit.

Gegen Mittag löst mich Christa ab und ich reise am frühen Nachmittag mit dem Rad wieder an. In der Zwischenzeit sind aus dem 6 min/km über die ersten 50 Kilometer 7-8 min/km geworden. Martin's übersäuerte Muskeln lasssen kein schnelleres Tempo zu, zumal er in den letzten Wochen umfangreiche Trainingsläufe absolviert hat und das Tapern vor diesem Ultralauf sicherlich zu kurz gekommen ist.

10 Stunden sind schon vergangen, jede Runde informiert der Platzsprecher den vorbeikommenden Läufer über seinen Kilometerstand. 28 Läufer sind auf der 100 Km-Distanz gestartet, 20 davon finishen.

Was treibt sie an stundenlang, von vielen Praterbesuchern unbeachtet, im Kreis zu laufen, denke ich mir.Eine kleine Medaille und einen Händedruck vom Veranstalter wird es im Ziel geben. Und ein wenig Applaus, vorwiegend von den schon gefinishten Ultras und deren Begleitung. Aber der Blick in die erschöpften Gesichter lohnt sich. Durchwegs Stolz, Zufriedenheit und Glückseligkeit. Laufenthusiasten halt.


Nach 11 Stunden und 30 Minuten hat es auch mein Bruder geschafft. Dankend lehnt er das Angebot des Veranstalters ab, sich nochmals am Verpflegungsstand zu stärken. Er hat nun genug von Tee, isotonischen Getränken und Bananen. Im Gesicht sind ihm die 100 Kilometer nicht anzumerken. Nachdem er sich umgezogen hat, schauffelt er noch eine große Portition Spagetthi Bolognese in sich hinein. Ein gutes Zeichen, wenn er schon Hunger hat.

Nun hat er noch die 12 Stunden von Irdning auf seinem Trainingsplan und am 30. August 2014 um 6 Uhr wird er in Kittsee starten und die 216 Km quer durchs Burgenland  in Angriff nehmen. Er hat die körperlichen und mentalen Voraussetzungen diese Distanz zu meistern, dessen bin ich mir sicher. Bis dahin wünsche ich ihm ein "Gut Lauf !" 

Homepage des Veranstalters : 100 Km Wien