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Ich fiebere dem Start entgegen. Der Druck ist in den letzten Tagen immer größer geworden und kaum auszuhalten. Einfach die Ernte einfahren, einfach finishen, einfach das Projekt Ironman 2013 finalisieren ist mein größter Wunsch.


Beim letzten Radcheck vor dem Start helfe ich noch 3 Italienern beim Aufpumpen, sie haben selbst keine Pumpe mit und haben sich hilfesuchend an mich gewandt. Kaum mehr als 4bar haben Sie in ihren Reifen, das nenne ich Gelassenheit, mit diesem geringen Reifendruck die 180km in Angriff nehmen zu wollen.


Erstmalig wird in 2 Blöcken gestartet. Die ersten 400 um 6:45, um 7 Uhr starten dann die restlichen 2600 Teilnehmer. Ich bin wie immer, bei einem Schwimmstart, ziemlich links und ganz hinten. Nachdem es im Vorjahr aufgrund der hohen Temperaturen Neoprenverbot gab, war bei der Wettkampfbesprechung heftigst applaudiert worden, als von der Rennleitung offiziell bekannt gegeben wurde, dass der Neopren erlaubt sei. Ich hatte in den letzten Monaten absichtlich fast ausschließlich ohne Hilfsmittel trainiert, um meine Wasserlage zu verbessern und für ein eventuelles Verbot gerüstet zu sein.


Es dauert schon einige hundert Meter bis ich meinen Rhythmus gefunden habe. Gleichmäßig und locker bleiben, den Arm immer ganz durchziehen, rede ich mir ein. Abgesehen vom obligaten Gedränge an den Bojen bekomme ich relativ wenig Schläge ab, erst im Lendkanal wird es ungemütlicher. Ich schwimme nun im 2-er Zug, um die Zuschauer auf der rechten Seite immer im Visier zu haben und meine Familie nicht zu verpassen.


Mein Sohn wird mir am Abend erzählen, dass es sich eine Entenfamilie im Lendkanal gemütlich gemacht hatte, dem ersten Schwimmer erschreckt ausgewichen war und dann aber fluchtartig das Wasser verlassen hatte, als das Hauptfeld nahte. Erst kurz vor dem Schwimmausstieg stehen meine Frau und mein Sohn. Ein leichter Schauer durchströmt meinen Körper, ein schönes Gefühl. Ich werde sie dann auch auf der Radstrecke und mehrmals beim Laufen sehen. Ihre Anfeuerungen sind Genuss pur. Einfach schön! Meine Tochter ist leider verhindert, aber den ganzen Tag zeitnah via Chat informiert.


Von meiner Schwimmzeit bin ich begeistert. Das relativiert sich dann, als ich 2 Tage später erfahre, dass an die 200 Meter auf die 3,8 Km gefehlt haben. Auch gut und eigentlich egal.


Das Wetter für das Radfahren ist perfekt. Angenehme Temperaturen und erst in der zweiten Runde kommt etwas Wind auf. 5 Wochen vorher hatte ich in St. Pölten bei der Halbdistanz noch gefroren und ganz fest in den Lenker greifen müssen, um von den Windböen nicht in den Straßengraben geschleudert zu werden. Und einige zusätzliche Urlaubstage musste ich in der Vorbereitung einschieben, um aufgrund des überwiegend schlechten Wetters auf meine Radkilometer zu kommen.


Am Ende der ersten Runde ein dichtes Spalier von Zuschauern, mitten drin meine Frau und mein Sohn. Anfeuern und Abklatschen. Adrenalin pur. Ich mag die Radstrecke. Das erste Drittel führt uns entlang dem Südufer des Wörthersees und liegt großteils im Schatten. Im zweiten Drittel findet sich der Faaker See und der anspruchsvolle Teil mit dem Rupertiberg. Und im letzten Teil geht es großteils bergab zurück nach Klagenfurt. Da kann man sich gut ausrasten und sich für das Laufen vorbereiten.


Schon zu Beginn der Radstrecke habe ich ein flaues Gefühl im Magen, wie leichtes Seitenstechen fühlt es sich an. Kurzfristig entscheide ich mich auf Powerriegel und Gels komplett zu verzichten. Nur einen Haferflockenriegel und viele Bananen. Einmal steige ich bei einer Verpflegstation sogar ab, um an ganze Bananen zu kommen, da diese von den Helfern am Straßenrand nur immer in kleinen Stücken angeboten werden. Der zweite Wechsel funktioniert gut, beim ersten hatte ich mich beim Ausziehen des Neopren verheddert und war umgefallen.


Endlich laufen. Das flaue Magengefühl hat sich verflüchtigt. Es ist warm geworden. An den Verpflegsstellen trinke ich Iso, schütte mir das Wasser becherweise ins Gesicht und kühle meinen Kopf mit Schwämmen. Dazu ein paar Bananenstücke und auf den letzten Kilometern Cola. In Krumpendorf führt unsere Strecke auch durch das Badegelände. Die Erwachsenen in den Liegestühlen, der eine oder andere amüsiert sich über diese schwitzenden und kämpfenden Kreaturen, scheint mir. Die Kinder strecken uns ihre Hände zum Abklatschen entgegen und feuern uns an.


Ab Km 25 wird es hart, der Kampf beginnt. Das Mobilisieren aller Kräfte steht an. Ich atme bewusst und konzentriert in alle Körperteile, das habe ich durchs Yoga gelernt. Dazu hole ich mir die Pulsingstunden in den Kopf, denke an das wunderbare Gefühl, wenn mein Körper in Schwingungen versetzt und in Gleichklang gebracht wird.


Viele gehen schon, den Blick starr nach vorne und oft auf die Uhr gerichtet. „Du kannst das Tempo halte, du kannst ...“ Immer wieder sag ich mir das vor. Zum zweiten und letzten Mal um den Lindwurm, jetzt geht’s Richtung Ziel. Bei den kurzen Anstiegen in den Unterführungen brennen die Muskeln wie Feuer.

Und dann ist er da, der Zielkanal, dicht gesäumt von anfeuernden Zuschauern, mittendrin meine Frau und mein Sohn. Der Lärm übertönt vom Platzsprecher. „ You are an ...!“ Unter 12 Stunden und gesund finishen war mein Ziel. Nun habe ich meine Zeit von 2011 um 26 Minuten verbessert : 11 Stunden und 1 Minute.


Ich habe wieder viel gelernt. Konsequent, aber nicht verbissen zu sein. Nicht zu viel zu wollen. Trainieren, in den Körper zu hören und es kommen lassen. Den Körper im Gleichklang halten und den Wettkampf genießen. Den Körper an die Grenzen bringen. In der Vorbereitung gibt und investiert man viel, oft in Gefahr die Lifebalance zu verlieren. Aber man bekommt verdammt viel zurück.


Jetzt bin ich noch ohne sportliche Ziele. Faulenzen, regenerieren und mit meiner Frau überlegen an welchen österreichischen See der heurige Urlaub führen soll. Aber ich freue mich schon darauf, dass die Lust zum Trainieren wieder kommt.

Ergebnis:

Franz Wolkowitsch 16. Rang in der M55 , Gesamtrang 994 

Gesamtzeit : 11:01:03

Swim : 1:16:04
Bike   : 5:51:10
Run   : 3:41:42
T1     : 08:12
T2     : 3:57

Weitere Ergebnisse : Ironman Austria 2013

Homepage des Veranstalters : Ironman Austria Klagenfurt