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In 12 Stunden gibt es viel zu erzählen...der Wecker läutet um 03:50. Eine kurze Nacht liegt hinter mir - überraschenderweise hab ich kurz aber gut geschlafen. Unmittelbar nach dem Aufstehen beginnen die Vorbereitungen. Während am Zimmer die Erdäpfel kochen, nehmen wir ein leichtes Frühstück zu uns, das vom Haus Edith angerichtet wurde - damit haben wir nicht gerechnet (meine Nespresso-Kaffeemaschine hätt ich ruhig daheim lassen können). Ich probiere erstmals Strizzel mit Honig und einer Banane aus....mmmhhh schmeckt das gut ;-)

Um ca. 04:45 fahren Mäxx, Silvia, Wolko, Stef, Inge, Roman und ich los. Renate muss vorerst leider passen. Sie wird die 12km später zu Fuß nach Klagenfurt pilgern, um uns vor Ort unterstützen zu können. Am Parkplatz beim Minimundus finden wir noch genügend Parkplätze. Wir schnappen unsere Streetwear-Sackerl und begeben uns zur Wechselzone, wo wir nochmals unsere Räder checken, die Reifen aufpumpen und ein paar Riegel, Gels, etc. am Rad befestigen. Bevor wir in unseren Neoprenanzug schlüpfen, schmieren wir uns noch ordentlich mit Hirschtalg ein...Mäxx lässt sich von Silvia die sensiblen Stellen versorgen.

Es ist ca. 06:30 und wir begeben uns Richtung Start im Strandbad am Ufer des Wörthersees. Erstmals sehen wir die Bojen, die wir später zu passieren haben...wow sind die weit weg. Damit die Zeit vergeht gehen wir nochmal Pinkeln (aus Rücksicht auf die Badegäste benützen wir die WC-Anlagen).

2200 Athleten stehen am Ufer des Wörthersees und warten in 2 Blöcken auf den Start. 5 Minuten vor dem Start werden wir ins Wasser gelassen. Während wir uns langsam ins Wasser begeben, hören wir einen lauten Knall - war das der Startschuß???

Mäxx und ich schauen uns kurz an und während die Massen an uns vorbeischwimmen, hechten wir uns ins Wasser und begeben uns auf die 3,8km lange Reise. Durch die perfekte Markierung ist es nicht schwer die Orientierung zu behalten. Auch die Schlägereien im Wasser bleiben vorerst aus. Nach 1,5km haben wir die erste Wendeboje erreicht. Nun wird es erstmals eng. Die Sogwirkung um die Boje ist gewaltig. "Nur" mehr 2,3km denk ich mir...

Nachdem wir 300m auf das Schloß zugeschwommen sind, erfolgt die nächste Wendung zurück Richtung Klagenfurt - der "Abstecher" durch den Jachthafen war wahrscheinlich so nicht geplant.

Ich sehne den Lendkanal herbei und hoffe auf die angekündigte Sogwirkung...aus meiner Sicht könnte die Schwimmstrecke nun bald vorbei sein. Endlich erreichen wir den Lendkanal (trübes Wasser; Boden mit Seegras bewachsen). Ich halte mich eher rechts. Links und in der Mitte ist das Gedränge doch sehr groß und man muss einige Schläge einstecken. Bei einem meiner Atemzüge entdecke ich unsere mitgereisten Fans am Ufer des Lendkanals und winke ihnen zu. 800m können doch länger sein als man glaubt, aber letztendlich steige ich nach 1h14min aus dem Wasser.

In der Wechselzone lass ich mir mit dem Umziehen Zeit. Ich meide das Zelt (schlechte Luft) und ziehe mich im Freien um. Nach einer kurzen Pinkelpause verlasse ich nach 1h22min die Wechselzone - in der Hektik hab ich meine Handschuhe liegen gelassen. Das bringt mich aber nicht aus der Ruhe.

Die kurzen Anstiege fahre ich immer sehr vorsichtig. Dafür versuch ich bergab immer Gas zu geben. Mein "schönes Rad" wird von einer Mitstreiterin bewundert (Start# 2347) - sie hat genau das gleiche ;-) und wir plaudern kurz. Wie ich erfahre, hatte Franz Stocher das gleiche Rad. Unsere Wege werden sich noch öfters kreuzen. Die Stimmung in Egg am See ist super. Am Rosegger Hügel treffe ich auf Hannes, Franz und die anderen Speed4Needies. Kurz darauf in Schiefling warten Birgit, Gerhard und Alfred mit seiner Frau. Auch den Ruperti bewältige ich problemlos. Wolfgang Falk macht hier eine Superstimmung und man wird den Berg hinaufgezogen. Kurz vor der "Bergankunft" treffe ich wieder "das schöne Rad" und wir lassen uns von einem ihrer Betreuer ablichten.

Vor der 90km-Wende (nach 2h55min) erblicke ich Bibi, Kerstin, Martin und Flo, die mich lautstark anfeuern. Mir rennts erstmals kalt über den Rücken. Da bei Km 93 meine Eigenverpflegung (1l Neosports, 1l Peeroton) auf mich wartet, werfe ich vorsorglich meine Flaschen weg. Leider hat die Übergabe aber nicht funktioniert und so bin ich bis Reifnitz (ca. km 105) ohne Getränke unterwegs. Dort nehme ich wieder reichlich Flüssigkeit zu mir und kurz darauf ist die erste Pinkelpaus fällig. Das "schöne Rad" damit vorerst außer Sichtweite.

Kurz vor Velden verliere ich das rechte Brillenglas - auch das soll mich nicht weiter beunruhigen. Die Anstiege fallen zunehmend schwerer und ich nehme das Tempo raus, um Kraft für den Marathon zu sparen. Es geht ein 2. Mal hinauf nach Egg am See - man merkt, dass viele Zuschauer bereits wieder auf den Weg zurück nach Klagenfurt sind.

Man denkt nicht viel und wenn dann in kleinen Schritten...alles dreht sich ums Trinken, Essen und Pinkeln. Die Frage wie lang man noch bis ins Ziel hat, stellt sich nicht.

Der Ruperti ist zum 2. Mal da und 40.000 Watt ziehen einen zum 2. Mal auf den Berg. Es fällt schon etwas schwerer, aber das nahende Ende motiviert. Am Ruperti nehme ich mein 6. oder 7. Gel zu mir. Der Bursch an der Labestelle attestierte mir: "Du bist ein echtes Viieeech". Auch die 3-4 Salztabletten hab ich bis jetzt sehr gut vertragen. Mit meiner eigenen Verpflegung hätt ich ruhig sparsamer umgehen können, denn an den Labestationen gibt es immer ausreichend zu trinken und essen.

Nach 180km und weiteren 2h06min erreiche ich um 14:33 Uhr die Wechselzone. Mein Sackerl ist leicht zu finden. Diemal ziehe ich mich im Zelt um und lasse mich mit Sonnencreme einschmieren. Auch der Nacken, der durch den Neopren aufgeschunden ist, wird mit Sonnencreme eingeschmiert...mmmhhh das brennt.

Wie eine Rakete schieße ich aus der Wechselzone. Erstmals sehe ich T. Mary, O. Stefan und Hanspeter am Streckenrand, die ebenfalls die Reise nach Klagenfurt angetreten haben. Ich freue mich sie zu sehen. Ich absolviere die ersten beiden Laufkilometer in 5:30 min/km...natürlich korrigiere ich sofort das Tempo auf 6:10 min/km. Bei Km 3 treffe ich auf Robert Antoni (ehemaliger Lehrer von Mäxx) und wir unterhalten uns kurz. Leider hat er mit Magenproblemen zu kämpfen. Wir wünschen uns Alles Gute und ich laufe weiter. Nach einer kurzen Pinkelpause (endlich gab es eine Gelegenheit) setze ich mir das Ziel, die erste Runde ohne Gehen durchzulaufen. Bis auf eine kleine Schleife durchs Strandbad von Krumpendorf hat man den Gegenverkehr immer im Blickfeld.

Ca. bei Km 10 kommen mir Wolko und kurz darauf auch Mäxx entgegen - es scheint ihnen (so wie mir) noch sehr gut zu gehen. Bei Km 11 geht es wieder bei Start/Ziel vorbei, wo ich mich wieder über lautstarke Anfeuerungen freuen darf. Nun geht es ca. 5km den Lendkanal entlang, wo ich auf das "schöne Rad" auflief. Die Labestationen alle 2,5km sind extrem wichtig und ich lasse sie nicht ungenutzt (Wassermelone, Bananen, Orangen, Cola, Wasser, Iso, Gel und Riegel - ich verdrückte was mir in die Finger kam). Generell muss man der Organisation und allen freiwilligen Helfern ein großes Lob aussprechen - auch die Kinder waren mit Leib&Seele dabei.

Nach ca. 17km erreiche ich die Wende im Zentrum von Klagenfurt. Die Zuschauer genoßen den herrlichen Sommertag bei Kaffee und Kuchen. Für uns Eisenmänner und -frauen war es aber schon zu heiß und das zerrte an unseren Kräften...die dunklen Wolken am Himmel versprachen aber baldige Abkühlung.

Nach der ersten Runde hatte ich erstmals stark zu kämpfen...ich beschloss bei den Labestationen kurze Gehpausen einzulegen. Kurz vor Krumpendorf war ich ziemlich paniert, aber ich wollte mit aller Kraft finishen (die Sonne hatte sich mittlerweile hinter den Wolken versteckt und das erleicherte das ganze; kein Regen!). Ich hatte mitterlweile keine Ahnung, wie schnell oder langsam ich unterwegs bin. Mein Gehirn konnte eine diesbezügliche Anfrage nicht mehr beantworten. Während ich meine Gehpause genoß, erblickte ich Hannes, der mich wieder zum Laufen motivierte und plötzlich lief es wieder. Ich hatte glücklicherweise keinerlei muskuläre oder sonstige körperliche Probleme. Die Zuschauer bestätigten mir auch immer wieder meine gute körperliche Verfassung ("good job woolfgang").

Zum letzten Mal erreichte ich nun das Zentrum von Klagenfurt. Ich schoß mir nochmals ein Gel rein (wahrscheinlich das 10. oder so), um für die letzten Kilometer gut gerüstet zu sein. Ab Km 38 schoßen mir die Endorphine durch den Körper und ich lief wie auf Schienen (ca. 5:15 min/km). Während viele andere Ironmans bereits zum Gehen übergewechselt sind, konnte ich die letzten Kilometer richtig genießen und an Läufer um Läufer vorbeiziehen.

Die letzten 500m sind kaum zu beschreiben - nach 12h09min erreichte ich überglücklich das Ziel. Die Catcher hatten mit mir nichts zu tun, denn ich war in einer ausgezeichneten körperlichen Verfassung. Immer wieder kamen Läufer ins Ziel, die kurz versorgt (Beine hoch) oder im schlimmsten Fall von den Sanitätern abtransportiert werden mussten. Ich genoß es mit dem Golfcar vom Zielbereich zum Ironman-Dome mitfahren zu dürfen.

Nachdem auch Wolko&Mäxx das Ziel erreicht haben, konnten wir zum Abschluß des Tages auf einen sehr erfolgreichen Ironman anstossen - ich gönnte mir ein kleines Bier.

Ich freue mich nun wieder auch andere, schöne Seiten des Lebens genießen zu können. Ich kann nur sagen, es ist ein gewaltiges Erlebnis und ich möchte diese Erfahrung im Grenzbereich nicht missen. Herzlichen Dank an alle, die mich dabei unterstützt haben, dieses Ziel zu erreichen.


    I'm an Ironman!!!